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Ist die Containerschifffahrt von Covid-19 infiziert?

Eine Information zur aktuellen Transportsituation

Zum aktuellen Zeitpunkt explodieren die Transportpreise regelrecht und es ist eine Verknappung des Schiffsraums aus Asien zu beobachten. Doch welche Gründe hat dies? Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne einen kleinen Überblick über die Situation geben, damit Sie vorbereitet sind auf die kommenden Wochen und Monate.

 

Seefracht

Die Entwicklung der Seefrachtpreise ist eine direkte Folge der massiven Nachfrage von Containerequipment auf den Pazifikrouten, insbesondere Asien – USA, sowie der generell hohen Nachfrage weltweit. Durch diese extrem hohe Nachfrage nach Produkten in europäischen und amerikanischen Ländern werden Waren weltweit in großen Mengen aus Asien importiert, aber nicht in ausreichendem Umfang zurück nach Asien exportiert. Dies führt zu einem Ungleichgewicht in der Verteilung der Leercontainer. In Asien fehlen diese und in den USA und Europa stapeln sich Container, da der Export von Europa und den USA nach Asien für die Reeder nicht wirtschaftlich genug ist und durch die Kunden kaum nachgefragt wird.

Auch sind pandemiebedingte Nachfrageanstiege in den größten Wirtschaftsnationen der Welt zu beobachten. Diese betreffen auch nicht nur das übliche Standardbeispiel des Toilettenpapiers und die dahinterliegenden Hamsterkäufe, werden doch immerhin auch andere Verbrauchsgüter und einfache Hygieneartikel über Supermärkte und Drogerien erworben. Auch ein Anstieg der Nachfrage nach pharmazeutischen und medizinischen Produkten wie Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und Schutzkleidung sollte nicht überraschend sein. Haben doch einige Unternehmen sogar ihre Produktion auf solche Waren umgestellt, um den Bedarf decken zu können. Durch die fehlenden Reisemöglichkeiten sind auch viele Projekte der Sanierung, Renovierung und Verschönerung angegangen worden, so dass vor allem Unternehmen in der DIY sowie Haus und Garten Branche einen Aufschwung erfahren haben. Der Internethandel boomt ebenfalls wie noch nie zuvor. Selbst wenn sich auch hier die Verunsicherung der Verbraucher zunächst abzeichnete, ist es doch zur einzig gefühlt sicheren Bezugsquelle der Verbraucher geworden, da menschlicher Kontakt auf ein Minimum reduziert wird.

Hieraus folgen die aktuell rasant steigenden Raten für Seecontainer von Asien nach Europa. Lag der Seefrachtpreis für einen 20‘ Standard Boxcontainer im April 2020 bei USD 725, so ist der Preis im November 2020, gemäß dem SCFI - Shanghai Containerized Freight Index aktuell bei USD 1.644. Dies entspricht einem Anstieg von knapp +127%. Im Verlauf des aktuellen Jahres kann beobachtet werden, dass ab Ende August 2020 die Raten stetig und konstant gestiegen sind.

Für 40‘ High Cube Container ist die Entwicklung ebenso dramatisch. Lange Zeit wurde für den Import eines 40’ High Cube Containers von Shanghai nach Hamburg eine Seefrachtrate von USD 950 bis 1.150 bezahlt. Mit dem Stand 16.11.2020 waren Unternehmen froh, wenn sie einen Preis unter USD 2.835 zahlen mussten, gemäß WCI – World Container Index. Ein Anstieg von immerhin +147% bis +198%. Heute, eine Woche später, sind die durchschnittlichen Preise bereits bei USD 4.000 – 5.000, Spitzenwerte sollen bei USD 7.000 liegen. Dies entspricht einem Anstieg von +247% bis +426%, bei den Spitzenwerten sogar +508% bis +636% . Auch (halb)-jährliche Kontraktraten sind diesem Preistrend unterworfen, wenn auch nicht in diesem starken zu beobachtenden Umfang.

Ist das schon das Ende der preislichen Fahnenstange? Aktuell wohl kaum, so scheint es. Importeure und auch führende Spediteure rechnen mit noch weiter ansteigenden Raten.

Weiterhin werden Terminlieferungen durch die Reedereien mit einem „Priority Zuschlag“ gekürt, der bei vielen Reedereien einen USD 1.000 Aufschlag ausmacht. Durch die Verknappung der Kapazitäten auf den Schiffen werden auch gerne mal USD 4.000 in Rechnung gestellt. Doch sind auf der anderen Seite die Termine kaum haltbar, da es permanent zu „blank sailings“ oder eben zu hoffnungslos überbuchten Schiffen kommt. Container werden „gerollt“, wie es so schön im Fachjargon heißt, Schiffsabfahrten fallen einfach weg, da Häfen nicht mehr angefahren werden, die Rotation von Schiffen wird geändert oder sie fahren langsamer. Steigende Preise bei fallender Qualität mit anderen Worten. Das neue Motto der weltweit operierenden Riesencontainerreedereien?

Jahrelang wirkte es so, als würde die Branche der Containerfahrt von Spediteuren und Verladern zu niedrigen Transportpreisen gezwungen. Befinden sich doch bekanntermaßen die Nachfrage und das Angebot immer in Wechselwirkung zueinander. Solange keine neuen Wettbewerber der großen Reedereien auf den Markt treten oder großflächige Alternativen zur Seefracht den Markt durchdringen, werden die Preise bei gleichbleibenden Kapazitäten und größer werdenden Nachfragen steigen. Man braucht sich in diesem Fall auch nur die Preisentwicklung der Atemschutzmasken zu vergegenwärtigen.

Dies verdeutlicht auch die momentane Marktsituation der Seefracht und warum die Reedereien bevorzugt Waren von Asien nach Amerika und eben nicht in Richtung Europa verschiffen. Die Laufzeit von Shanghai nach Los Angeles z.B. beträgt ca. 16 Tage, nach Hamburg hingegen im Durchschnitt 35 Tage. In Amerika zahlt man für den Import eines 40‘ High Cube Containers ca. USD 5.000. Bei einem Tagessatz von USD 313 (Asien – USA) im Vergleich zu USD 81 (Asien – Europa) ist einleuchtend, warum sich die Reedereien momentan mit Transporten nach Europa schwertun und die Preise dramatisch erhöhen.

Diese Situation ist auch für den kompletten asiatischen Raum festzustellen. Insbesondere für den indischen Subkontinent (Indien, Pakistan, Bangladesch) ist die Entwicklung dramatisch. Schiffe „stapeln“ sich vor den großen Häfen und warten auf Abfertigung. Container fehlen hier genauso wie in China. Andere Fahrtgebiete wie Europa – USA unterliegen den gleichen Mechanismen. Überall ist die Equipment- und Ratensituation ähnlich. Fraglich ist, ob der Import aus Asien per Bahn oder LKW eine Alternative darstellt. Diese werden in letzter Zeit oft als vermeintliche Heilsbringer vermarktet.

 

Bahn

Doch stellt sich die Situation eigentlich nicht anders dar: Für Bahnverladungen fehlt ebenfalls das notwendige Leerequipment und die Züge sind bis auf den letzten Platz ausgebucht, da nicht mit der dramatisch ansteigenden Nachfrage nach Alternativen zum „Platzhirsch“ gerechnet wurde. Die Laufzeiten sind derzeit, notwendiges Equipment vorausgesetzt, gleichgeblieben bei ca. 16-21 Tagen. Bedingt durch diese Kapazitätsengpässe steigt natürlich auch hier wiederum der Preis deutlich von ehemals EUR 4.500 auf heutzutage EUR 7.500-8.500. Dies entspricht einem Anstieg von ca. +67% bis +89%.

 

LKW

Stellt der ökologisch sicherlich zu hinterfragende Transport per LKW eine teure, aber mögliche Alternative dar? Während die Kapazitätsprobleme der See- und Bahnfracht bei diesem Transportmittel in nächster Zeit kaum eine Rolle spielen werden, haben sich die Laufzeiten der LKW Importe aus Asien hingegen deutlich verlängert. Normalerweise 12-16 Tage dauernd, müssen an verschiedenen Grenzen, zum Beispiel China/Kasachstan, erhebliche Warte- und Stauzeiten einberechnet werden, da von den entsprechenden Behörden coronabedingte Maßnahmen angeordnet werden. Wartezeiten von mehr als einer Woche sollen keine Seltenheit sein. Auch bei dem Transportmittel LKW (80-100m³) ist in letzter Zeit, auf Grund der hohen Nachfrage, ein Preisanstieg von ehemals EUR 12.000-15.000 auf EUR 20.000 zu beobachten. Dies entspricht einem Anstieg von +33% bis +67%.

 

Luftfracht

Die Alternativen kombinierter See-/Luftverkehr und reine Luftfracht haben dieselben Probleme, nur auf sehr viel höherem Preisniveau. Durch fehlende Flugzeuge sind auch hier die Transportkapazitäten äußerst knappgehalten und die Preise erheblich angestiegen. Das Ungleichgewicht zwischen Importen und Exporten, welches bei den Seefrachten beobachtet werden kann, spielt auch bei den Luftfrachten momentan eine entscheidende Rolle. Die Laufzeiten haben sich indes nicht wesentlich verändert. Die Preisentwicklung ist seit Anfang des Jahres eine regelrechte Achterbahnfahrt, Ende des Jahres 2019 waren Preise in Höhe von USD 2/kg üblich, im April 2020 schon bis USD 15/kg, im September 2020 bis USD 3/kg und aktuell USD 4/kg.

 

Wie Sie sehen können, ist nicht nur die Containerschifffahrt von der aktuellen Lage rund um Covid-19 betroffen, sondern alle Transportmittel. In Zukunft werden wir Ihnen auf unserer Internetpräsenz einen Podcast anbieten, mit welchem wir in einem ca. 2-4-wöchigen Turnus über alle aktuellen Geschehnisse rund um die Welt der Transportlogistik, Außenwirtschaft und Weiteres informieren möchten, damit Sie und Ihr Unternehmen optimal auf alle sich abzeichnenden Trends und Entwicklungen vorbereitet sind.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Locon Consult Team

Unser Interview zur Situation auf den Weltmeeren und Lieferketten in der Fachzeitschrift Zoll.Export


Die Ausgabe des Interviews 10/21 können sie auf www.zoll-export.de beziehen.

Unser Artikel zur Arbeitsmarktsituation Ende 2020 im BGL Magazin 2/2020

Unsere Artikel in der Fachzeitschrift FOREIGN TRADE:

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In der Online-Seminarreihe werden die wesentlichen Kenntnisse zum neuen Regelwerk und die optimale Anwendung der Klauseln in der Praxis vermittelt:

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